Menschenwürde, ein Fremdwort für die Medien?

   
 
AUTORIN: Corinna Wagner

Im Zeitalter der Castingshows und öffentlichen Auslese ist der Begriff mit Sicherheit unpopulär - sind wir schon mitten in der Rollerball-Ära, is hin zum Menschenopfer im Dienste des Entertainment?

Beispiel Daniel Küblböck - an dem 17-jährigen entzündet sich die öffentliche Emotion derzeit in beängstigendem Maße. Bei Veranstaltungen wie dem unsäglichen Promiboxen und der Comet-Verleihung erntet er unzählige Buhrufe und dient als Zielscheibe ebenso plumper wie bornierter Imitatoren, glückloser Kollegen sowie eben mal eierwerfender Zeitgenossen.
Solche Vorgänge werden ignoriert oder auch kommerziell ausgeschlachtet. Selbst sonst kritikfähige Starkollegen halten sich bei Stellungnahmen dezent zurück und in den Medien wird von derlei Vorkommnissen verfälscht oder auch gar nicht berichtet, ansonsten seriöse Radio- bzw. Fernsehsender lassen sich zu erstaunlich unqualifizierten Hetzreden hinreißen und boykottieren auf merkwürdigste Weise Küblböcks Songs, die nicht besser oder schlechter als tausend andere sind.

Daniel Küblböck hat uns nichts getan. Anfänglich gepusht von Medien und einem uneberechenbaren Publikum, präsentiert er sich nun als Künstler in gutem Glauben und über Geschmack lässt sich nicht streiten. Wo liegt das Problem?
Die Medien und ebendiese Öffentlichkeit haben ihn zu dem gemacht, was er jetzt ist; es bleibt ihnen unbenommen, ihn wieder in die Wüste zu schicken. Allein die Art und Weise ist entscheidend! Daniel Küblböck wird auf unflätigste Art und Weise niedergemacht - das ist es, was zu denken gibt.
Daniel Küblböck ist ein Mensch. Kein Gegenstand, achtlos entsorgbar, er ist ein Mensch wie wir alle, zufällig ins Licht der Öffentlichkeit katapultiert, mit dem Recht auf Individualität - und vor allem Respekt. How many times can a man turn his head pretending he just doesn't see ... banal und doch so wichtig.

Es geht hier nicht um Daniel Küblböck allein. Morgen ist es ein anderer, der sich zum Ausleben der kollektiven Verachtung anbietet, doch momentan ist er das Opfer, und als solches ein Indiz für zunehmende Verrohung und Borniertheit. Brot und Spiele ... der Daumen zeigt nach unten.

Bei seinem letzten Auftritt nach der Comet-Verleihung stand Daniel Küblböck noch lange auf der Bühne, unbeachtet am Rande im Schatten. Er wirkte nachdenklich. Vielleicht fragte er sich, wohin uns der Weg führen wird, den sein Publikum an diesem Abend beschritten hat. The answer my friend ...