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"Im Endeffekt - Alles Theater"

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Szenenstudium der 2a: SHAKE IT LIKE SHAKESPEARE
Die Studierenden des ETI verkörpern im letzten Trimester ihres zweiten Jahres dank Shakespeare die Tiefen der dramatischen Figuren. In Leder und mit Dolchen kämpfen sie um Eifersucht und Liebe, Macht und Würde, Moral und Wertevorstellungen, Hass, Rache und Gerechtigkeit.
Szenen aus: Richard III, Macbeth, Maß für Maß, Viel Lärm um nichts
Szenische Leitung: Bozena Baranowska
Musikalische Leitung: Robert P. Mau 19.07/20.07.2017



William Shakespeare * 23. April 1564 Stratford-upon-Avon +23. April 1616 ebendort
Gemeinsam mit Homer gilt Shakespeare als bedeutendster Schriftsteller der weltweiten Literaturgeschichte. Er ist der meistverkaufte Autor aller Zeiten.

In England und Frankreich erlebten die Menschen im ausgehenden 16. Jahrhundert eine Glanzzeit des Theaters. Elisabeth I. (1533-1603 / Regierungszeit = „Elisabethanisches Zeitalter“ 1558 bis 1603) förderte die Künste wie kein Herrscher zuvor: überall wurden mit Unterstützung williger Geldgeber neue Theater gebaut. In London gab es mehr als 150 professionelle Schauspieltruppen. Der Eintrittspreis für einen Stehplatz in den elisabethanischen Theatern lag bei einem Penny, so viel wie ein Laib Brot kostete, und so konnte sich beinahe jeder den Theaterbesuch leisten. Jede Woche strömten bis zu 21.000 Besucher in die Schauspielhäuser.

Werfen wir mal einen Blick auf das London des 16. Jahrhunderts.
200.000 Menschen lebten in der Stadt. Mit den Seefahrern kamen Luxuswaren und Krankheiten übers Meer. Die Pest brach immer wieder aus und dann wurden Menschenansammlungen aller Art (auch Theatervorstellungen) umgehend verboten. Im Süden, jenseits des ummauerten Stadtgebiets in den sogenannten liberties, gab es ein großes Vergnügungsviertel. Hier griffen die Gesetze eher nicht, und hier stand auch das Globe Theatre, für das Shakespeare Stücke schrieb, auf dessen Bühne er als Schauspieler stand und dessen Anteilseigner er wurde. Rund ums Globe hatten sich Pubs und Bordelle angesiedelt. Wo es nicht nach Fäulnis roch, war die Luft geschwängert mit dem beißenden Gestank, den das Färber- und Gerbergewerbe erzeugte. Zum Volksvergnügen veranstaltete man Tierkämpfe. Am Südende der London Bridge fiel der Blick auf Pfähle, auf denen die Köpfe von Mördern, Dieben und Betrügern aufgespießt waren. Die Kriminalitätsrate war hoch und die Strafen drastisch. Es war durchaus üblich, Verbrechern die Tathand abzuhacken. Die Leichen der Gehenkten hingen, mit Salz bestreut, in offenen Käfigen, der Witterung, den Vögeln und dem gaffenden Volk ausgesetzt.

Das Theater jener Tage unterschied sich deutlich von der Arbeit an heutigen Schauspielhäusern. Die Theatertruppen waren mit ihren 8-12 Schauspielern klein, jeder spielte mehrere Rollen pro Aufführung und musste immer wieder das Kostüm wechseln. Weil Papier teuer war, kannte kein Schauspieler den gesamten Stücktext. Deshalb hatten manche Schauspieler gar keinen kompletten Überblick über das Stück, in dem sie gerade spielten. Frauenrollen wurden von Männern und Knaben gespielt und Bühnenbilder gab es nicht. Das Theater musste auf die Phantasie des Publikums bauen. Auf einer leeren Bühne wurden alle Schauplätze, Wetterlagen, räumlich-zeitliche Veränderungen mittels Rhetorik dargestellt. (Quelle: Peter Kümmel: „Der Größte“, DIE ZEIT, 10.04.2014)
Das Theater zur Shakespeare-Zeit war ein großes akustisches Ereignis.

Die einzelnen Schauspieltruppen waren am Umsatz beteiligt und funktionierten wie kleine Wirtschaftsunternehmen. Auch die Geldgeber als Aktionäre waren an Erfolg oder Misserfolg einer Aufführung beteiligt. Deshalb wurde viel Wert auf die Zufriedenheit des Publikums gelegt. Während der Vorführung beobachtete man die Zuschauer sehr genau. Szenen, die nicht gut ankamen, mussten vor der nächsten Vorstellung umgeschrieben werden oder wurden ganz gestrichen. Stücke, die insgesamt nur mäßigen Applaus bekamen, nahm man schon nach der ersten Aufführung wieder aus dem Programm. Für die Schauspieler war das eine große Herausforderung. Jeden Tag hatten sie neue Texte und geänderte Passagen zu lernen. Und das, obwohl ihr Pensum ein Vielfaches an Stücken umfasste, die heutige Schauspieler beherrschen müssen. Kaum eine Aufführung wurde häufiger als drei oder viel Mal wiederholt. Über mehrere Monate mit demselben Stück auf der Bühne zu stehen, war absolut unvorstellbar. Das Publikum forderte Abwechslung.

Wie kann man sich eine damalige Theateraufführung vorstellen? Die Vorstellung begann nachmittags um 3 Uhr und dauerte 2-3 Stunden. Eine Fahne an einem hochragenden Fahnenmast gab den Beginn der Spielzeit zu erkennen. Über den Titel des Stücks und die einzelnen Rollen informierten Theaterzettel, die vorher an allen Straßenecken verteilt wurden. Das Eintrittsgeld hatten die Besucher am Eingang in eine Blechbüchse zu entrichten. Tickets gab es noch nicht. Ein Blick aufs Publikum: Im unteren Bereich des Zuschauerraums ging es lärmend zu. Hier versammelten sich Lehrburschen, Matrosen, Soldaten, Kärrner (Karrenzieher). Man verkaufte neueste Pamphlete und Straßenballaden und es wurde gelacht, geschimpft, geraucht, getrunken und gegessen. Auf den Rängen nahmen Bürgersleute, Handelsherren, Rechtsgelehrte, auch viele Damen Platz. Die Damen mussten ihre Gesichter hinter Masken verbergen, weil nach damaliger Sitte Frauen bei öffentlichen Vorstellungen nur maskiert erscheinen durften. Mehr als die Hälfte der anwesenden Zuschauerinnen gehörte aber nicht „der Klasse der ehrbaren Bürgersfrauen“ an, sondern „dem leichteren und vergnügteren Geschlecht der Halbweltdamen“. Auf der Bühne setzten sich Kritiker mit ihren „table-notes“ zurecht. Ordentlich herausgeputzt erschienen dort auch vornehme junge Herren, die Kavaliere des Hofes und die Gönner des Theaters, gefolgt von ihren Pagen, die sich mit Tabakspfeifen und Utensilien der Toilette abschleppen. Die Zeit bis zum Beginn der Vorstellung nutzten die jungen Herren, um sich ihre Locken frisieren und ihren Bart salben zu lassen. Danach spielte man Karten. Nicht selten ging es im Theater hoch her. Waren die „Gründlinge“ (auf den billigen Stehplätzen im Parkett) unzufrieden mit dem Benehmen der Stutzer auf der Bühne oder mit dem Verlauf des Stücks, warfen sie allerlei Zeug auf die Bühne. Manchmal stürmten sie auch die Bühne und demolierten alles, was ihnen in die Hände fiel. (Quelle: "Shakespeare und seine Zeit" von Ernst Sieper, B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1913).


Das Schaffen des englischen Dramatikers William Shakespeare hatte wesentlichen Anteil an der „Glanzzeit“ des Theaters. Über seine Dramen sagte er selbst, er wolle „der Tugend ihre eigenen Züge, der Schmach ihr eigenes Bild und der Zeit den Abdruck ihrer Gestalt zeigen“. Shakespeare überzeichnete seine Figuren und, wenn sie gegen alle Moral verstießen wie etwa Lady Macbeth, holte sie der Dramatiker wieder herunter auf Menschenebene und ließ die Natur sich rächen. Als Autor des Elisabethanischen Zeitalters war er angehalten, Unterhaltung für die aus allen gesellschaftlichen Schichten stammenden Zuschauer zu bieten. In seiner bildreichen und lebendigen Sprache vereint sich ein hochentwickelter Wortschatz mit derber Direktheit: Feinsinnige, komplexe Inhalte für die gebildeteren Zuschauer wechseln mit deftigen Ausdrücken, Wortspielen oder Späßen für das einfache Volk ab. Seine „großen Tragödien“ Hamlet, Othello, King Lear und Macbeth bringen überzeitlich relevante Gestalten und Geschehnisse auf die Bühne und zählen zu Shakespeares Meisterwerken. Sie dramatisieren das Wirken des Bösen in der Welt und siedeln den Konflikt im einzelnen Menschen selbst an. Shakespeares bis in seelische Tiefen reichende Zeichnung der Hauptfiguren rühren den Zuschauer auch dann noch als zutiefst menschlich an, wenn sie zum Bösen und Verwerflichen neigen. Aber auch in Shakespeares Lustspielen lauert hinter sprachlicher Komik plötzlich tragischer Ernst. „Shakespeares Figuren holen im Monolog ihre Welt auf die leere Bühne, und das erklärt die Wucht, die Vitalität selbst der kleinsten Rollen: Jede Gestalt, so könnte man sagen, schlägt wie ein eigensinniger Blitz in die Bühnenverhältnisse ein.“ (Peter Kümmel: „Der Größte“, DIE ZEIT, 10.04.2014)


Fortsetzung