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„Der Tartuffe oder Der Betrüger“

Dezember 2016: „Willst Du Mit Mir Gehen? Ja, Nein, Vielleicht!“
Das Stück basiert auf der fünfaktigen Komödie „Der Tartuffe oder Der Betrüger“ (Originaltitel: Tartuffeou L'Imposteur) des französischen Dichters Jean Baptiste Molière (1622-1673). Ort und Zeit der Handlung: Paris, Mitte des 17. Jhs.

Molières „Tartuffe“ ist eine gesellschaftskritische Charakterkomödie über die Verblendung und Verführbarkeit des heilsuchenden Menschen: Ein Frömmler erschleicht sich das Vertrauen eines bürgerlichen Familienoberhauptes und will es, unter dem Vorwand, für dessen Seelenheil zu sorgen, um Haus und Besitz bringen, seine Frau zu seiner Geliebten und seine Tochter zu seiner Frau machen.



Die erste Fassung des Stücks wurde 1664 am Hof von Versailles aufgeführt, was zu einem Aufschrei im Lager der orthodoxen Katholiken führte. Klerikale Kreise waren der Meinung, der „Tartuffe“ richte sich nicht nur gegen den Missbrauch der Religion, sondern gegen die Religion überhaupt. Gleich nach der ersten Aufführung konnten sie ein Verbot des Stückes durchsetzen. Vergeblich versuchte Molière, den König in einer ersten Bittschrift zur Genehmigung der Aufführung zu bewegen: „Wenn es die Aufgabe der Komödie ist, die Laster der Menschen anzuprangern, so darf es dabei keine privilegierteren Ausnahmen geben. Ich räume ein, dass man edlere Orte besuchen kann als ein Theater. Vorausgesetzt aber, dass unsere Bußübungen Pausen zulassen, ja, dass der Mensch Erheiterung braucht, behaupte ich: Ein unschuldigeres Vergnügen als das Theater kann man nicht finden.“

Alles, was verboten ist, weckt natürlich Neugier - so auch „Tartuffe“. Molière erfüllte nur zu gern Bitten um Privataufführungen des Stücks. Gleichzeitig bemühte er sich, den erbosten Kirchenvertretern entgegenzukommen, indem er eine bearbeitete Fassung der Komödie namens „L’Imposteur“ („Der Betrüger“) vorlegte, die am 5. August 1667 uraufgeführt – und sogleich wieder verboten wurde, und zwar von Lamoignon, dem ersten Präsidenten des Parlaments von Paris. Die Bruderschaft „Compagnie du Saint-Sacrement“, deren Mitglied Lamoignon war, bestand aus einem Netzwerk aus Laien und Geistlichen, das den Glauben in der Gesellschaft vertiefen wollte. Sie spiegelte den Einfluss der katholischen Kirche in Frankreich wider. Diesem Einfluss auf das alltägliche Leben in Frankreich und auch am Hofe konnte sich nicht einmal der König widersetzen. 1669 erfolgte schließlich die Uraufführung einer dritten, gemilderten Version, die in dieser Form auch publiziert werden durfte. „Tartuffe“ war ein andauernder Erfolg beschert. Es ist das am häufigsten aufgeführte Stück des klassischen Theaters.

Im Stück spielt Daniel die Rolle des Familienoberhaupts Orgon. Dieser Orgon ist ein wohlhabender Pariser Bürger, im Grunde ein rechtschaffener Mann und Familienvater, allerdings mit fatalem Hang zu einem frommen Leben und einer daraus entspringenden Leichtgläubigkeit. Als er Tartuffe begegnet, ist er von dessen Frömmigkeit und Lebensstrenge hingerissen und verzückt. Er holt ihn sich ins Haus, um von dieser Frömmigkeit und Moralität zu profitieren. Auch Orgons einfältige Mutter Madame Pernelle ist von Orgon angetan und beide himmeln ihn wie einen Heilsbringer an und preisen ihn als Vorbild. Der Rest der Familie, den Orgon der Gottlosigkeit und der Sündhaftigkeit bezichtigt, kann darüber nur den Kopf schütteln, denn es ist nur zu offensichtlich, dass Tartuffe ein parasitärer Heuchler und Betrüger ist, der Wasser predigt und fremden Wein säuft. Doch je mehr die Familie seine Doppelmoral brandmarkt, desto verbitterter steigert Orgon sich in eine blinde, tyrannische Frömmigkeit. Er ist Tartuffe völlig verfallen. Sein Wunsch ist, ihn für immer an sich zu binden und so entzieht er Valère, dem Verlobten seiner Tochter Mariane, die Zustimmung zur Heirat und verfügt diktatorisch, dass Mariane mit diesem „so heiligen Mann“ vermählt werden solle. In seinem Wahn tyrannisiert er seine ganze Familie, um sie zu seiner eigenen Frömmigkeit zu bekehren. Bloßen Vernunftgründen hat sich Orgon verschlossen. Für ihn steht fest, dass allein der Versuch, ihn mit vernünftigen Einwänden vom Gegenteil dessen zu überzeugen, was er für wahr hält, ein untrüglicher Beweis des Unglaubens ist. Er merkt nicht, wie Tartuffe ihn zum Instrument seiner Machtgelüste gemacht hat und nun die Rolle des eigentlichen Herrn im Hause Orgons eingenommen hat.



Orgon verschließt auch dann noch die Augen vor der Wahrheit, als sein Sohn Damis ihm berichtet, er habe gesehen, wie Tartuffe Orgons Frau Elmire mit unzüchtigen Anträgen behelligt hat. Weil Damis es wagt, diesen so heiligen Mann zu verdächtigen, kann er selber nur schlecht sein und verdient Strafe. Orgon wirft ihn aus dem Haus, enterbt ihn und überschreibt Tartuffe sein ganzes Hab und Gut. Die Familie beschließt, Tartuffe zu überlisten, um dem in seinem Wahn gefangenen Orgon endlich die Augen zu öffnen: Elmire geht scheinbar auf Tartuffes unzüchtigen Antrag ein. Während Tartuffe glaubt, am Ziel seiner Wünsche angelangt zu sein, hat Orgon sich unter dem Tisch versteckt und mit angehört, wie der Tugendsame Elmire bedrängt und sich über Orgons Leichtgläubigkeit lustig macht. Damit ist der Heuchler entlarvt. Orgon begreift endlich, dass er hintergangen wurde.


Fortsetzung