Redewendungen aus Bühnenwerken
„We are such stuff as dreams are made on…” (William Shakespeare - The Tempest – IV/1)
Unsere Sprache ist ja reich an Sprichworten, Redewendungen, Redensarten. Man hat herausgefunden, dass im Durchschnitt jeder von uns täglich 100 von ihnen verwendet. Dass die Zahl so hoch liegt, finde ich doch sehr erstaunlich. Im Kindesalter gaben sie mir viele Rätsel auf und brachten mich oft zum Grübeln, z.B. wenn mal wieder „alles für die Katz“ war oder wenn „andere Saiten aufgezogen“ werden sollten. Redewendungen machen unsere Sprache bunt und lebendig. Sie zeichnen uns Bilder in den Kopf. Und es kommen immer wieder neue hinzu. Dass wir in unseren „Alltagsgesprächen“ häufig „große Geister“ im Mund führen, ist vielen von uns meistens gar nicht bewusst. Zahlreiche Redewendungen haben ihren Ursprung in Bühnenwerken. Besonders viele Kreationen verdanken wir William Shakespeare. „Shakespeare hat mit Worten komponiert, hat Reime wie Melodien gesetzt, Verse mit Rhythmus aufgeladen.“ (Wolfram Goertz: „Seine Sprache ist pure Musik“, ZEIT 16/2014) Mit seiner bildhaften Sprache, mit neuen Wortschöpfungen und Redewendungen hat Shakespeare die englische Sprache - aber auch viele andere Sprachen – enorm beeinflusst. Angehörige des Hofs, die seine Theateraufführungen besuchten, notierten sich damals seine Sprachkreationen, um diese dann elegant in die eigene Konversation einfließen zu lassen. Er benutzte als erster englischsprachiger Autor etwa zusammengesetzte Worte wie beispielsweise „blood-stained“ - blutverschmiert. Dem Linguisten David Crystal zufolge schuf Shakespeare ca. 1.700 neue Wörter und Ausdrücke. Hier ist eine kleine Auswahl:
The be-all and the end-all of something – der entscheidende Faktor von etwas (Macbeth) to break the ice – das Eis brechen / eine angespannte Situation mildern (Der Widerspenstigen Zähmung) laughable – zum Lachen reizend (Der Kaufmann von Venedig) Brevity is the soul of wit – In der Kürze liegt die Würze (Hamlet) Love all, trust a few, do wrong to none – Liebe alle, traue wenigen, tue niemandem Unrecht. (Ende gut, alles gut) fair play (König Johann) All the perfumes of Arabia – Alle Wohlgerüche Arabiens (Macbeth) Though age from folly could not give me freedom, / It does from childishness. – Wenn mich das Alter auch nicht schützt vor Torheit, / Doch wohl vor Kindischsein. (Antonius und Kleopatra) |
There are more things in heaven and earth, Horatio, then are dreamt of in your philosophy – Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumt. (Hamlet) Last not least (König Lear) To be not in the giving vein – (Nicht) in Geberlaune sein (Richard III) We few, we happy few, we band of brothers – Wir wenigen, wir wenigen Glücklichen, wir Schar von Brüdern (Heinrich V) With one auspicious and one dropping eye – Mit einem lachenden und einem weinenden Auge (Hamlet) All that glisters is not gold – Es ist nicht alles Gold, was glänzt (Der Kaufmann von Venedig) It smells to heaven – etwas stinkt zum Himmel (Hamlet) Thy wish was father, Harry, to that thought – Dein Wunsch war Vater des Gedankens (Heinrich IV) |
heart of gold – Herz aus Gold (Heinrich V) The game is up – Das Spiel ist aus (Cymbeline) wild-goosechase – Auf dem Holzweg sein (Romeo und Julia) Off with his head – Kopf ab! (Richard III) Forever and a day – Für immer und ewig (Wie es euch gefällt) It’s Greek to me – Ich verstehe nur Bahnhof. (Julius Caesar) As good luck would have it – Wie das Glück es wollte (Die lustigen Weiber von Windsor) Not slept one wink – Kein Auge zutun (Cymbeline) |
Live long day – Den lieben langen Tag (Julius Caesar) Love is blind – Liebe macht blind. (Der Kaufmann von Venedig) Kill with kindness – Es zu gut mit jemandem meinen (Der Widerspenstigen Zähmung) To scent the morning air – Morgenluft wittern (Hamlet) Too much of a good thing – Zuviel des Guten (Wie es euch gefällt) Naked truth – die nackte Wahrheit (Verlorene Liebesmüh) The game's a foot – Das Spiel hat begonnen. (Heinrich V) The rest is silence – Der Rest ist Schweigen. (Hamlet) |
Text: Evelyne Dörning
(c)
Collagen: Evelyne Dörning
Fotos: Daniel Kaiser-Küblböck, Pixabay